Die erfolgreiche Balance zwischen Wirtschaftlichkeit, Innovation und Flexibilität der MöllerGroup

Die 1730 gegründete MöllerGroup mit Hauptsitz in Bielefeld ist ein renommierter Premiumpartner für Kunststoffteile in der Automobilindustrie und einer der Big Player in der globalen Automobilbranche. Auch in den Bereichen Maschinenbau, Landwirtschaft und Schienenfahrzeuge ist die Gruppe fest etabliert. Das Unternehmen steht für Kompetenz, Flexibilität und Schnelligkeit, mit großer Leidenschaft und Kreativität für technische Lösungen.

Wir sprachen mit Torsten Nowak, Director Group Purchasing MöllerGroup, Thomas Herf, Purchase Manager MöllerTech und Reinhold Ganzer, Key Account Manager bei Haitian International Germany, über Herausforderungen in der Automobilindustrie, Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit und warum „Made by People“ für die MöllerGroup so wichtig ist.

(von links) Torsten Nowak, Reinhold Ganzer, Thomas Herf und Jakob Weitz vor einer Haitian Jupiter-Maschine mit zwei Platten, eine von 47 Maschinen, die jetzt bei der Möller Group installiert sind.

Die Möller Group arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit Haitian zusammen, und es ist eine enge und intensive Partnerschaft. Wie sehen Sie selbst die Zusammenarbeit, gibt es ein Geheimnis für ihren Erfolg?

Torsten Nowak: „Im Grunde arbeiten Haitian und die Möller Group seit 2012 zusammen. Anfangs gab es ein paar Startschwierigkeiten, die uns damals sehr zu schaffen machten. Aber der damalige Geschäftsführer von Haitian in Deutschland hat sehr schnell und konsequent reagiert und war auch sehr kulant. Das war sehr großzügig und hat uns ein Stück weit beeindruckt. Haitian hat seine Hausaufgaben gemacht und die Schwachstellen beseitigt. Daraus haben wir gelernt. Dann kam die nächste Generation 3 und sie waren wieder im Rennen.“

Wie viele haitianische Maschinen laufen heute in der MöllerGroup?

Thomas Herf: „Bislang sind es insgesamt 47 Maschinen, verteilt auf alle Standorte weltweit. Wir setzen hauptsächlich die Jupiter, aber auch die Mars-Baureihe und zwei elektrische Zeres-Maschinen ein, mit Schließkräften von 150 bis 1.850 Tonnen.“


Der Mars steht auch im Mittelpunkt des neuesten Projekts, oder?

Herf: „Ja, wir bekommen einen Mars 200 für MöllerFlex. Zum ersten Mal mit einem V1300-Roboter plus Produktionszelle von Smart Solutions – sozusagen unser erster Hilectro-Roboter.“


Wird die MöllerGroup in Zukunft mehr auf Automatisierung setzen oder bleibt sie eher eine Ergänzung zu Made by People“?

Nowak: „Für mich ist unser Leitbild „Made by People: Dynamic, Different, Dedicated“ verkörpert für mich die Essenz unseres Unternehmens. Wir haben viel darüber nachgedacht, weil es ein wichtiger Aspekt unserer Kultur ist.
Und natürlich müssen wir unsere Produktionsprozesse flexibel halten. Durch die Integration neuer Technologien – aber auch neuer, kreativer Ansätze und effektiver Prozesse – wollen wir stets die Möglichkeit haben und in der Lage sein, Synergien aktiv zu nutzen und uns dynamisch an neue Anforderungen anzupassen. Um unsere Lieferfähigkeit zu gewährleisten, aber auch um auf Veränderungen im Abrufverhalten der Kunden zu reagieren.“

Herf: „Manchmal, vor allem in Europa, bedeutet dies, dass wir die Produktion vorübergehend für eine Woche oder ein Wochenende einstellen. Das erfordert eine enge Abstimmung mit der Terminplanung der Produktionsstätten der Kunden, denn Flexibilität hat für uns oberste Priorität.“

Nowak: „Ich möchte hinzufügen, dass unsere Philosophie auf den drei Kerneigenschaften Dynamik, Unterschiedlichkeit und Hingabe basiert, die auf der Kaizen-Methode beruhen. Wir haben sie als „MöllerEconovation“ weiterentwickelt. Dies setzt ein hohes Maß an Flexibilität und die Fähigkeit voraus, schnell auf notwendige Veränderungen zu reagieren. Manchmal bedeutet dies, dass man sich stark auf den menschlichen Faktor verlassen muss, um diese Flexibilität zu erreichen. Ein hoher Automatisierungsgrad kann manchmal zu weniger Flexibilität führen, daher bemühen wir uns um einen ausgewogenen Ansatz. Unsere Strategie zielt darauf ab, die Flexibilität hoch zu halten, auch wenn dies bedeutet, dass wir auf automatisierte Prozesse verzichten müssen. Wir führen oft kontroverse Diskussionen, um die beste Lösung zu finden.

Die MöllerGroup ist einer der großen Akteure in der globalen Automobilindustrie

Diese Haitian Jupiter ist eine von 47 Maschinen weltweit

Flexibilität versus Produktivität – wie lösen Sie das konkret im Betrieb, in der täglichen Praxis?

Nowak: „In der Realität bedeutet das, dass wir bereit sind, Herausforderungen zu meistern. Eine ununterbrochene Produktion ist nicht unser Hauptziel. Wir halten unsere Lagerbestände bewusst niedrig und provozieren manchmal bewusst Unruhe, um Probleme und Ineffizienzen schnell sichtbar zu machen. Das ist bezeichnend für unseren Ansatz und zeigt unsere Bereitschaft, häufig Anpassungen vorzunehmen, um flexibel zu bleiben.“

Inwieweit erwarten Sie diese Flexibilität auch von den Maschinen?

Herf: „Die Maschinen müssen robust sein, um die häufigen Umrüstungen zu bewältigen. Wir haben häufige Werkzeugwechsel und viele Einrichtvorgänge, da muss alles reibungslos funktionieren. Die Mars und die Jupiter sind die unkompliziertesten Maschinen in unseren Betrieben.“

Nowak: „Das mag von außen manchmal unkonventionell erscheinen, ist aber ein wesentlicher Teil unserer Strategie. Ich glaube, dass dieses hohe Maß an Flexibilität letztlich ein entscheidender Faktor für unsere zukünftige Wettbewerbsfähigkeit sein wird.“


Was erwarten Sie von Haitian als Lieferant?

Herf: „Zugänglichkeit. Wir brauchen zum Beispiel einen Notfallplan für Ersatzteile, der innerhalb von 24 Stunden verfügbar ist. Außerdem eine weltweite Verfügbarkeit mit Ansprechpartnern, die Englisch sprechen.“


Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit Haitian in Bezug auf Vertrauen, Verfügbarkeit und Service?

Nowak: „Ich schätze besonders den Umgang miteinander und diese einzigartige Mischung aus Vertrautheit und professioneller Seriosität. Wenn ich zum Beispiel in Ebermannsdorf bin, spüre ich diese sonnige, chinesische Atmosphäre, die eine beeindruckende Symbiose mit der soliden, bayerischen Seriosität und Zuverlässigkeit bildet.“

Herf: „Was mich an unserer Zusammenarbeit besonders beeindruckt, ist die Energie und Kraft, mit der Projekte, wie die Anlage in Serbien, in so kurzer Zeit realisiert werden. Diese chinesische Dynamik, gepaart mit einer effizienten Umsetzung, ist bemerkenswert.“

Ganzer: „Haitian und MöllerGroup – das ist seit vielen Jahren eine intensive Partnerschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen und konstruktiver Kritik beruht. Service und Verfügbarkeit müssen natürlich stimmen. Aber darüber hinaus sind beide auch in den Entwicklungsprozess des jeweils anderen eingebunden. In manchen Fällen ist Haitian schon sehr früh involviert und kann die Maschine maßgeschneidert gestalten, und umgekehrt hat die MöllerGroup viele Wünsche oder Anregungen, die zum Teil schon in eine unserer Serien eingeflossen sind.“

Nowak: „Ich denke, das ist auch ein wichtiger Aspekt. Wenn man mit Haitian arbeitet, hat man einen starken Partner an seiner Seite. Diese Partnerschaft basiert auf gegenseitigem Vertrauen und Effizienz. Sowohl Empathie als auch Kritik haben in etablierten Partnerschaften ihren Platz, und das ist gut so.“


Der perfekte Übergang zur Nachhaltigkeit. Energieeffizienz ist zweifelsohne ein entscheidender Faktor für Ihr Unternehmen. Es wäre interessant zu wissen, welche Maßnahmen Sie in den letzten Jahren, insbesondere in den letzten zwei bis drei Jahren, eingeführt haben. Wie stark ist Ihr Fokus auf Energieeffizienz?

Nowak: „Als kunststoffverarbeitendes Unternehmen stehen wir im Zentrum der Dekarbonisierung, insbesondere mit unseren großvolumigen Maschinen und den von uns verwendeten Materialien. Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst und bekennen uns zu ihr. Das gilt insbesondere für den Automobilsektor, wo sich Premiummarken ambitionierte Nachhaltigkeitsziele setzen, die wir frühzeitig in unsere Unternehmensstrategie integriert haben.“

Herf: „Beim Energieeinkauf und der Nutzung von Solaranlagen legen wir großen Wert darauf, dass Energieeffizienz und CO2-Reduktion Teil unserer Beschaffungsstrategie sind. Das gilt sowohl für den direkten Energieverbrauch unserer Investitionsgüter und Spritzgießmaschinen als auch für unser Engagement für CO2-Neutralität. Unsere Einkaufsstrategie treibt diese Themen voran. Wir haben einen Ausschuss, der verschiedene Perspektiven wie Einkauf, Technik, Projektmanagement und Risikomanagement zusammenbringt. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, genauer zu analysieren, wie der tatsächliche Energieverbrauch und der CO2-Fußabdruck aussehen.“

Nowak: „Wir haben eine eigene Schwesterfirma, Möller Real Estate, die sich um das Energiemanagement und die Energieeffizienz der Gebäudetechnik kümmert.“

In Bezug auf das Recycling: Haben Sie eine bestimmte Quote für die Verwendung von Rezyklaten in Ihrer Produktion?

Nowak: „Wir verfolgen zwei Ansätze: Die Reduzierung des Materialeinsatzes in der Produktion und den verstärkten Einkauf von Rezyklaten. Allerdings müssen wir uns an die Vorgaben unserer Kunden halten, die oft Originalmaterialien verlangen. Wir bemühen uns um eigene Recyclingverfahren, sind aber auch durch Kundenvorgaben eingeschränkt. Die Frage ist, ob die Kunden offener für Rezyklate sein sollten. Wir arbeiten eng mit großen Chemieunternehmen zusammen und erörtern, wie Rezyklate zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden können, ohne dass die Qualität darunter leidet.“

Die MöllerGroup GmbH fungiert als Holding und das operative Geschäft umfasst die Geschäftsbereiche der MöllerWerke GmbH, der MöllerFlex GmbH und der MöllerTech International GmbH, die jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten, von weichen Kunststoffcompounds bis hin zu technischen Konstruktionsteilen, erfolgreich sind.
Das Unternehmen hat derzeit 15 Standorte (Deutschland, Großbritannien, Rumänien, USA, China) mit zehn Produktionsstätten und beschäftigt weltweit rund 2.000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro, davon rund 70 Prozent im Bereich Automotive.